MODE KUNST ARCHITEKTUR

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Donnerstag, 20. August 2015

Paul Schneider von Esleben zum 100. Geburtstag - Das Musem für Architektur und Ingenieurkunst NRW feiert den Düsseldorfer Architekten mit zwei Ausstellungen

Das Erbe der Nachkriegsmoderne im Mannesmannhochhaus und in der Architektenkammer NRW

 

PSE: Mannesmannhochhaus, Düsseldorf 1956 - 58, davor eine Stahlskulptur von Norbert Kricke


PSE: ehemalige Commerzbank Düsseldorf, 1962

 
























Direkt an der Düsseldorfer Rheinuferpromenade ragt schmal und elegant das Mannesmannhochhaus auf, das in den Jahren 1956 - 58 nach Entwürfen von Paul Schneider-Esleben gebaut wurde. In seiner strengen Coolness entspricht das Bürogebäude mit seiner gerasterten Fassade in den Mannesmann-Farben blau und weiß und seinem großen Anteil an Glas, Stahl und Beton ganz dem International Style der Nachkriegszeit. Es ist eines der bekanntesten Gebäude Paul Schneider-Eslebens, das zudem wie eine Landmarke weithin sichtbar in der Silhouette der Stadt auszumachen ist. Aus diesem Grund ist das Mannesmannhochhaus der perfekte Ort, um den großen runden Geburtstag des Architekten zu feiern, der am 23. August hundert Jahre alt würde. Das M:AI, das Museum für Architektur und Ingenieurkunst, veranstaltet nicht nur eine Ausstellung zu Ehren Schneider-Eslebens, tatsächlich findet ein ganzes Geburtstags-Ausstellungs-Festival statt, das am kommenden Sonntag im Mannesmannhochhaus eröffnet, in der Architektenkammer NRW fortgesetzt wird und diverse weiter Aktivitäten wie Führungen und Vorträge mündet.


PSE: Hanielgarage, Düsseldorf, Fertigstellung 1952






























Die ganz besondere Schönheit Düsseldorfs liegt darin, dass man sich zwar oft wie in einer gemütlichen Kleinstadt fühlt, in der jeder jeden kennt, gleichzeitig aber auch weiß, dass man sich in einer modernen, schnellebigen Großstadt befindet und all deren Vorteile genießt.

Die gemütliche Atmosphäre und die gesellige, rheinischen Fröhlichkeit sind genau so  typisch für die Landeshauptstadt wie deren Mischung aus Glamour, Geschwindigkeit und Kunstgeschehen. Für das Bild Düsseldorfs als eine moderne, zukunftsweisenden Stadt sind  jedoch neben dem Dreischeibenhaus von HPP und dem mittlerweile abgerissenen Tausendfüßler vor allem die Bauten des Düsseldorfer Architekten Paul Schneider-Esleben verantwortlich.

Den Geschichten nach, die man sich in Düsseldorf erzählt, muss PSE, wie ihn seine Fans nennen, der ideale Architekt für diese Stadt gewesen sein. Zusätzlich zu der Vielzahl an Bauprojekten, die er hier und im Umland realisiert hat, umgab sich immer auch mit der für Düsseldorf notwendigen Aura des Glamours. Man spricht von ihm als einem typischen Lebemann der Nachkriegsmoderne, der sich schließlich auch ein Haus in Südfrankreich entwarf.

Begonnen hat Paul Schneider von Eslebens Karriere gleich nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer technischen und gestalterischen Innovation - der Hanielgarage. Dabei handelt es sich um das erste vollverglaste Parkhaus Deutschlands. Zu dem filigranen Gebäude mit seinen beiden  frei vor den Glasfassaden schwebenden Rampen gehört zudem ein auf Stützen stehendes Motel, das in jedem guten Amerikanischen Spielfilm aus den Fünfzigerjahren eine Rolle spielen könnte. Überhaupt erinnert das leuchtende Türkis der Fensterrahmen an die Technicolorfarben der Filme dieser Zeit. Die Idee hinter der etwas außerhalb des Stadtzentrums gelegenen Hanielgarage lag darin, dass der moderne Reisende sein Automobil dort abstellen und mit der Straßenbahn in die Innenstadt fahren konnte und dort auch eine Übernachtungsmöglichkeit zu haben. Wir befinden uns in der Zeit der Autogerechten Stadt, die Erreichbarkeit der Gebäude und deren Verkehrsanbindung ist bei Esleben immer ein Thema und seine Ideen zur Mobilität gipfeln in seinem Entwurf für den Flughafen Köln Bonn (Link). 



PSE: Rochuskirche
Die Gebäude Paul Schneider von Esleben zu besuchen gleicht einem Spaziergang durch die Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts. PSE ist zwar über seine gesamte Bautätigkeit hinweg als Autor zu erkennen, immer aber auch adaptiert er den jeweiligen Stil der Zeit.  Und weil man Architektur ja nicht nur betrachten, sondern auch erleben muss, haben die Mitarbeiter des M:AI zusätzlich zu den beiden Ausstellungen einen Stadtplan entwickelt, sodass man  sich  auf dem Weg zu PSEs Bauten in Düsseldorf auf genau diese Route durch die Kunstgeschichte begeben kann.

Am 23. August wird neben den beiden Ausstellungen zu Paul Schneider von Esleben im Mannesmannhochhaus und in der nahegelegenen Architektenkammer abends zusätzlich in der Rochuskirche eine Weitere Ausstellung über den Architekten eröffnet. PSEs runder Geburtstag wird also so gefeiert, wie es dem Architekten gebührt: glamourös, spektakulär und an den hottesten Hotspots der Stadt.

Anlässlich der PSE-Ausstellung bringen die Mitarbeiter des M:AI zudem ein Magazin heraus (Link). Ich freue ich mich darüber ganz besonders, denn im PSE-Magazin erscheint ein Bericht über meinen Blog, über die Kleider und Kostüme, die ich entwerfe und meinen Bezug zur Architektur. Die vor einiger Zeit enstandenen Fotos von mir in einem Kleid, das ich in meiner Begeisterung für die Nachkriegsmoderne entwickelt habe und das ich auf den Rampen der Hanielgarage präsentiere, kommen auf diese Weise zu ganz neuen Ehren. Der 23. August wird ein großes Fest!

Zu weiteren Informationen über die Ausstellungen geht es hier entlang: www.mai-nrw.de 

PSE: Auffahrt zum Commerzbank-Parkhaus