MODE KUNST ARCHITEKTUR

Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.

Freitag, 27. Februar 2015

Gottfried Böhm: Landesbetrieb Information und Technik NRW, Düsseldorf 1972 - 76


Landesbetrieb Information und Technik NRW - das klingt weder nach Abenteuer noch nach Aufregung. Die Gegend entlang der Roßtraße, in der sich das  Statistische Landesamt befindet, wirkt auf den ersten Blick auch eher sachlich und nüchtern. Das Finanzamt Nord befindet sich dort beispielsweise und gesellt sich zu verschiedenen Bürogebäuden und gepflegten Mehrfamilienhäusern.

Inmitten dieses ordentlichen Idylls sieht es jedoch aus, als habe sich knirschend und krachend die Erde geöffnet und eine riesige rostige Maschine sei aus dem Boden geschossen, installiert von einer fremden Macht, um von dort aus den gesamten Planeten zu übernehmen. Weit ragt das rostig wirkende Monument über die umliegenden Gebäude hinaus und wirkt in seiner strengen Form, seinen stufenförmig ansteigenden unteren Geschoßen und seinen auf der Außenhaut liegenden Lüftungsrohen und Treppen ausgesprochen brachial und technisch. Noch geheimnisvoller erscheint das Gebäude zusätzlich dadurch, dass es nur über eine Brücke zu erreichen ist. Es handelt sich dabei um das sechzehngeschossige Gebäude von Gottfried Böhm für das Statistische Landesamt Nordrhein-Westfalen aus den Jahren 1972 - 76, heute Landesbetrieb Information und Technik genannt. 



Gottfried Böhm ist vor allem für seine skulpturalen Betonbauten aus den Sechzigerjahren bekannt, die oft einen Bezug zwischen dem Bestehenden und dem Neuen, Zukunftsweisenden herstellen. In Velbert Neviges ragt inmitten der dicht gedrängten Fachwerkhäuser des kleinen Ortes die riesige, scharfkantige Betonform des Mariendoms auf, in Bonn Bad Godesberg, Rheinberg und Bensberg gehen dagegen historisches Mauerwerk und moderne Betonformen nahtlos ineinander über. Im Fall des Statistischen Landesamts schafft Böhm einerseits durch die monumentale Form einen Kontrast zur Umgebung, andererseits aber auch durch die großflächige Verwendung von Corten-Stahl, der für den rostig-oxydierten Look der Fassade verantwortlich ist.

Wie in Velbert Neviges (Link), wo der Pilger durch eine Platanenalle zur Wallfahrtskirche emporsteigt, setzt Böhm auch in Düsseldorf Platanen ein, allerdings wachsen die Bäume auf der tiefer gelegenen Ebene, auf der das Gebäude steht. Auf diese Weise befindet sich das Statistische Landesamt inmitten eines Meeres aus Baumkronen, das man nur über eine schmale Brücke überqueren kann.

Gottfried Böhms Verwaltungsgebäude zeigt, dass man gerade besonders sachlich-rationalen Themen wie dem Zählen, Ordnen, Katalogisieren und dem Auswerten von Statistiken mit äußerster Phantasie entgegentreten kann und sollte.